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Ernst Emil Heinrich Biberstein: Eidesstattliche Erklärung

Ernst Emil Heinrich Biberstein
Ernst Emil Heinrich Biberstein

EIDESSTATTLICHE ERKLAERUNG[1]

Ich, Ernst Emil Heinrich BIEBERSTEIN, schwoere, sage aus und erklaere:

1. Ich wurde am 15. Februar 1899 in HILCHENBACH Kreis Siegen/ Westfalen geboren. Mein Name war frueher SCHZYMANOWSKI. Ich besuchte die Volksschule in MUELHEIM an der Ruhr und in NEUMUENSTER/ Holstein und das Humanistische Gymnasium, wo ich im Jahre 1917 mein Abiturium machte. Vom Jahre 1917 bis Maerz 1919 diente ich beim Militaer als Schuetze. Ab Maerz 1919 bis 1921 studierte ich evangelische Theologie. Meine erste theologische Pruefung habe ich im April 1921 gemacht, danach ein halbes Jahr Predigerseminar und ein halbes Jahr Lehrfikariat. Die erste Anstellung als Pfarrer erhielt ich am 28. Dezember 1924 in KATING/Schleswig-Holstein und ab November 1933 bis August 1935 war ich Kirchenprobst (Suberintendant) in Bad SEGEBERG, Holstein. Im August 1935 wurde ich als theologische Fachkraft in das Reichsministerium fuer die kirchlichen Angelegenheiten nach BERLIN berufen und war bis zu meiner Einziehung am 10. Maerz 1940 in dieser Stellung taetig. Als Angehoeriger des Heeres habe ich am Westfeldzug (Holland, Frankreich) als Unteroffizier teilgenommen. Am 22. Oktober 1940 wurde ich vom Reichsbevollmaechtigten fuer die innere Verwaltung u.k. gestellt und dem Chef der Sicherheitspolizei und SD zugewiesen. Mit Wirkung vom 1. Juni 1941 bis Juni 1942 war ich Leiter der Stapostelle OPPELN. Im Juni 1942 wurde ich nach Russland als Fuehrer des Einsatzkommandos 6 der Einsatzgruppe C nach KIEW kommandiert, jedoch verzoegerte sich meine Abreise nach Russland bis September 1942. Ab Juni 1943 bis 1944 uebte ich keine Funktion aus. Vom Februar 1944 bis 29. April 1945 war ich in der Wirtschaftsabteilung des obersten Kommissars beim Reichstatthalter von in TRIEST in KLAGENFURT beschaeftigt. Ich kehrte dann nach NEUMUENSTER zurueck und kam dort am 1. Juli 1945 in Haft.

2. Ich war seit 1926 Mitglied der NSDAP, meine Parteinummer ist 40718. Seit 13.9.1936 war ich Mitglied der SS, meine SS Mitgliedsnummer ist 272692. von 1934 bis 1935 war ich Kreisschulungsleiter in Bad SEGEBERG.

3. Waehrend meiner Dienstzeit als Chef des Einsatzkommandos 6 in der Zeit vom September 1942 bis Juni 1943 sind in dem mir zugeteilten Raum cirka

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2000 bis 3000 Hinrichtungen vom Einsatzkommando 6 vorgenommen worden. Ich selbst beaufsichtigte eine Exekution in Rostow, die mit Hilfe eines Gaswagens vorgenommen wurde. Die zum Tode bestimmten Personen wurden, nachdem ihnen Geld- und Wertsachen und zum Teil auch Kleidung abgenommen worden waren, in den Gaswagen eingeladen. Der Gaswagen fasste ungefaehr 50 - 60 Leute. Das Fahrzeug fuhr dann zu einem Ort ausserhalb der Stadt, wo Mitglieder des Kommandos bereits ein Massengrab geschaufelt hatten. Ich selbst habe das Ausladen der Leichen gesehen, ihre Gesichter waren nicht verzerrt. Der Tod dieser Leute war ohne Krampferscheinungen eingetreten. Waehrend der Entladung war kein Arzt, der den eingetretenen Tod feststellen haette koennen, anwesend. Der Gaswagen wurde von dem Fahrer SACKENREUTER aus NUERNBERG gefahren. Derselbe war ueber den Gebrauch des Gaswagens genauestens unterrichtet und hatte Spezialkurse hierfuer mitgemacht.

4. Waehrend meiner Dienstzeit als Chef des Einsatzkommandos 6 hatte ich 2 VerbindungVerwaltungsfuehrer, zunaechst Obersturmfuehrer NIEGBUR und Untersturmfuehrer HOMANN. Der letztere teilte mir eines Tages mit, dass das Einsatzkommando einen Ueberschuss von 100.000 Mark hatte. Dieser Betrag stammte von den zur Exekution bestimmten Personen, die Geld und Wersachen abliefern mussten.

5. Da mein Einsatzkommando verschiedene Staedte bearbeitete und von Zeit zu Zeit nur eine geringe Anzahl von Menschen auf einmal hinzurichten hatte, wurde nicht immer der Gaswagen gebraucht. Ich habe auch Exekutionen, die mit der Feuerwaffe durchgefuehrt worden sind, beigewohnt. Die zur Exekution bestimmten Personen mussten am Rande der Grube niederknien und Mitglieder meines Kommandos haben den Hinzurichtenden einen Genickschuss mit einer Maschinenpistole. Die getoeteten Personen fielen danach meistens in die Grube. Ich hatte keinen besonderen Spezialisten fuer Genickschuss. Auch bei dieser Art von Exekutionen war kein Arzt anwesend.

6. Waehrend meiner Dienstzeit als Leiter der Stapoleitstelle OPPELN, ist mir bekannt, dass durch Geheime-Reichssache angeordnet war, dass Leute

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von uns abzustellen seien, um in Kriegsgefangenenlagern nach bolschewistischen Triebkraeften zu suchen. Diese Leute, die von diesen Kommandos aussortiert worden waren, wurden in das Konzentrationslager Auschwitz gebracht. Ich weiss nicht, was mit diesen Leuten in Auschwitz passiert ist.

Ich habe obige Aussage, bestehend aus drei (3) Seiten in deutscher Sprache gelesen und erklaere, dass dies die volle Wahrheit nach meinem besten Wissen und Glauben ist. Ich hatte Gelegenheit, Aenderungen und Berichtigungen in obiger Erklae- rung zu machen. Diese Aussage habe ich freiwillig gemacht, ohne jedwedes Versprechen auf Belohnung und ich war keinerlei Zwang oder Drohung ausgesetzt.

Nuernberg, den 2. Juli 1947

[Unterschift]
Ernst Biberstein

Before me, Rolf Wartenberg, D-090064, an U.S. Civilian appeared Ernst Emil Heinrich BIEBERSTEIN, to me known, who in my presence signed the foregoing statement (EIDESSTATTLICHE ERKLAERUNG) consisting of three pages in the German language and swore the same was true on the 2nd day of July 1947 in Nuremberg, Germany.

[Unterschrift]
Rolf Wartenberg

Anmerkung:

  1. Die Formatierung entspricht aus technischen Gründen nicht dem Original. Rechtschreibfehler wie im Original.

Quellen:

  1. John Mendelson (Hrsg.)
    The Holocaust, Selected Documents in Eighteen Volumes
    Band 10, S. 162ff
    New York/London 1982
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